Donnerstag, 16. April 2009

Nixon, the horse?


Eigentlich war von Beginn an klar, dass dieser Film am Gros des deutschen Publikums komplett vorbei gehen würde: Ein zweistündiges Kammerspiel, dialoglastig und ohne die klassischen, aus unzähligen Hollywood-Epen bekannten dramaturgischen Volten. Das Frost/Nixon im Februar dennoch den Weg in die deutschen Kinos fand, zeigt das Filmemacher wie Verleiher den Glauben an ihre Kunst noch nicht verloren haben. An der Qualität ändert das Desinteresse der hiesigen Kinobesucher ohnehin nichts: Ron Howards Film ist ein kraftvolles Stück Politkino.

Ohne allzu tief in eine Analyse einzusteigen: Frost/Nixon zeichnet sich durch eine handwerklich weitgehend fehlerfreie Inszenierung aus, die derart viel Liebe zum Detail aufweist, dass sich der Zuschauer zuweilen an die Filme von Michael Mann erinnert fühlt. Dazu kommen tolle Darsteller: Frank Langella und Michael Sheen überzeugen auf ganzer Linie - und obschon Langellas Physis zuweilen etwas hölzern wirkt, ist die raumfüllende Präsenz, die er seiner Figur verleiht beeindruckend. Nicht nur Frost und sein Team werden vom eloquenten ex-Präsidenten kalt erwischt, auch der Zuschauer ertappt sich dabei, mit der persona non grata der jüngeren US-Historie zu sympathisieren. Bei Kevin Bacon, Darsteller des Präsidenten-Beraters Jack Brennan wünscht man sich sogar, Regisseur Howard und Autor Peter Morgan hätten seinen Part größer konzipiert. Denn Bacon zeigt nicht weniger als eine der besten Leistungen seiner Laufbahn.


Sicher: Der Film verlangt von seinem Publikum zwei Stunden konzentriertes Zuhören und Hinsehen. Das Skript schafft es aber, die immensen politischen Konflikte aus Nixons Amtszeit in Grundzügen zu vermitteln, ohne zur trockenen Geschichtsstunde zu werden. Die edlen Bilder tun ihr Übriges. Und in manchen Momenten schafft es der Film sogar, eine subtile Reflexion der Mechanismen öffentlich-medialer Imagekonstruktion mit scharfem Witz zu kombinieren: Als sich Nixon von seinem Berater Brennan die Themen des Interviewmarathons vortragen lässt und hört, dass der letzte Teil "Nixon, the man" behandeln soll, antwortet der ungläubig: "Opposed to what? Nixon, the horse?"

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